Die Bühne, die nicht die Welt bedeutet


(15. Juni 2019) Ja, weiß ich: Das Video sieht aus, als wäre es mit einer Kartoffel gedreht worden und der Ton klingt, wie vom Boden eines Blecheimers aus aufgenommen. Aber mit Bordmitteln - vulgo: Handy - ist das nun mal das Beste, was geht. Außerdem sind wir im Zeitalter des Internets und der sozialen Medien, da ist "schlecht" das neue "gut" - wer es sich nicht ansehen möchte, muss es ja nicht.


Mein Arbeitgeber hatte zum Sommerfest geladen und nachdem die Einladung vor ein paar Wochen rumkam, habe ich dem Vergnügungsausschuss meine Dienste angeboten. Ich habe mich breitschlagen lassen, einen Bühnenauftritt zu machen, was ja normalerweise nicht so mein Ding ist und ich habe mich breitschlagen lassen, den Auftritt in Englisch zu machen, was in der Rückschau Blödsinn war, denn die Mehrheit des Publikums war dann doch des Deutschen eher mächtig, als des Englischen. Gut, hinterher habe ich dann noch ein bischen close-up an den Tischen gespielt und das hat dann richtig Spaß gemacht.
Zum wiederholten Male, aber diesmal besonders ausgeprägt, ist mir aufgefallen, wie sehr es Menschen aus der Bahn wirft, andere Menschen außerhalb der Schublade zu sehen, in die sie sie einsortiert hatten. Natürlich kennen mich viele Kolleginnen und Kollegen in meinem "natürlichen, beruflichen Habitat" des Bid Managers und Deal Shapers - und es wirft sie völlig aus der Bahn, dass der Karsten auch noch was anderes kann und was anderes macht. Insbesondere Ingenieuren und Naturwissenschaftler unterstellt man Phantasielosigkeit und einen Mangel an Kreativität: An die Dritte Kultur glaubt die Allgemeinheit nicht, die Zeit ist mein Zeuge.