(21. April 2017) Alle waren da, alle Zuschauertypen waren vertreten: Derjenige, der nicht ertragen kann, nicht zu verstehen, wie die Effekte gemacht sind und der deshalb noch mit einem Bissen Leberkäs' im Mund lautstark - und falsch - erklärt, wie er es sich so denkt, es waren die da, die fassungs- und reglos dasitzen, dabei fast vergessen zu atmen und tatsächlich vergessen zu klatschen, es waren etliche da, die erkennbar Lust hatten, sich unterhalten zu lassen und dem auch lautstark Ausdruck verleihen und es waren ein oder zwei Genervte und Gelangweilte da, die nix mit dem Kokolores zu tun haben wollten. Und es waren natürlich die da, die sofort gefragt haben, ob ich denn mal Lust hätte, in einem Kindergarten aufzutreten ... Na gut, das ist bei einem Helferfest in einer evangelischen Gemeinde mit Kindergarten (der Cyriakusgemeinde nämlich) vielleicht nicht ganz überraschend. Trotzdem: Ich mache erkennbar Erwachsenenprogramm, beleidige mein Publikum kreativ, rede über Newton'sche Physik, Teamwork und die mythologische Bedeutung von Spiegeln - und werde trotzdem gefragt, ob ich denn auch Kindergeburtstage bestreite. Das zeigt mir mal wieder, wie unklar die Regeln unserer Kunst der breiten Masse sind und welchen Stellenwert wir genießen. Ein Pianist, der soeben Chopin gegeben hat, wird nicht gefragt, ob er denn nicht mal Lust hat, auf der Kerb aufzutreten und ein Ballermann-Repertoire zu spielen.
Á propos Pianist: Aus Erfahrung klug geworden bestehe ich mittlerweile darauf, dass während meines Auftrittes keine Musik spielt - außer vielleicht sehr dezente, leise Fahrstuhlmusik. Das war auch für diesen Auftritt so vereinbart, denn ich lebe stark davon, mit meinem Publikum zu reden und auf mein Publikum einzugehen. Aber dann wird jemand angekündigt, der auf einem schönen, großen Konzertflügel allerlei pianiert: Boogie-Woogie, das eine oder andere von Billy Joel, ein wenig Pop, ein wenig Jazz - und alles schön laut. In dem frugalen, leeren, mit Linoleum ausgelegten Gemeindesaal aus den fünfziger Jahren hallt das alles sehr schön und ich muss gegen diese Kulisse fast schon anschreien. Das ist mir unangenehm, nicht zuletzt, weil es auch für den Pianisten sicher nicht schön ist, sich die Aufmerksamkeit mit einem anderen Künstler teilen zu müssen! Auch das scheint mir mal wieder ein Hinweis darauf zu sein, dass vielen Menschen die "Spielregeln der Zauberei" so wenig klar zu sein scheinen, dass selbst vorher getroffene Absprachen zu ihrer Klärung nicht helfen. Da ist guter Rat teuer ...
Á propos Pianist: Aus Erfahrung klug geworden bestehe ich mittlerweile darauf, dass während meines Auftrittes keine Musik spielt - außer vielleicht sehr dezente, leise Fahrstuhlmusik. Das war auch für diesen Auftritt so vereinbart, denn ich lebe stark davon, mit meinem Publikum zu reden und auf mein Publikum einzugehen. Aber dann wird jemand angekündigt, der auf einem schönen, großen Konzertflügel allerlei pianiert: Boogie-Woogie, das eine oder andere von Billy Joel, ein wenig Pop, ein wenig Jazz - und alles schön laut. In dem frugalen, leeren, mit Linoleum ausgelegten Gemeindesaal aus den fünfziger Jahren hallt das alles sehr schön und ich muss gegen diese Kulisse fast schon anschreien. Das ist mir unangenehm, nicht zuletzt, weil es auch für den Pianisten sicher nicht schön ist, sich die Aufmerksamkeit mit einem anderen Künstler teilen zu müssen! Auch das scheint mir mal wieder ein Hinweis darauf zu sein, dass vielen Menschen die "Spielregeln der Zauberei" so wenig klar zu sein scheinen, dass selbst vorher getroffene Absprachen zu ihrer Klärung nicht helfen. Da ist guter Rat teuer ...