(23. September 2018) Ich vergesse es immer wieder: Zauberei verwendet große Kisten, in denen gutaussehende Damen wahlweise verschwinden oder erscheinen, wird von Männern im Frack auf der großen Bühne ausgeübt, verwendet reichlich Pyrotechnik und Lichteffekte und verbraucht jede Menge unschuldiger Tauben und Hasen. So sieht es jedenfalls ein erheblicher Teil derjenigen, die wir Zauberer "Laien" nennen und die unser Publikum sind - oder jedenfalls das meine ... Dementsprechend überrascht sind sie, wenn jemand an ihren Tisch tritt, einen lustigen Spruch aufsagt - ich sage im Moment gerne: "Hallo, ich bin heute Abend der Zauberer - erhebt sich dagegen Widerspruch?" - und mit kleinen Requisiten zaubert, auf kurzen Abstand, ohne großes Tamtam. Wiederholt habe ich in letzter Zeit Aussagen gehört wie: "Sowas habe ich noch nie gesehen!".
Das ist für mich zwar einerseits toll, denn es bedeutet, dass die Messlatte niedrig liegt und nicht die Gefahr besteht mit einem richtig guten Kollegen verglichen zu werden. Aber es bedeutet auch, dass viele Menschen zum Teil uralte Klischees pflegen, was unsere Kunst angeht. Jeder Zauberer, mindestens mal, wenn er Mitglied im Magischen Zirkel ist, weiß natürlich, dass die elegante Abendkleidung der Zauberer auf Jean Eugène Robert-Houdin zurückgeht, der der Zauberei als Kunst den Geruch der gemeinen Jahrmarktsunterhaltung nehmen wollte, aber der gute Mann ist bereits 1871 gestorben! Zum Vergleich: 1871 wurde impressionistisch gemalt und romantisch komponiert, beides Kunststile die "ancient history" sind, beides Kunststile, die noch geschätzt werden, aber beide nicht mehr praktiziert werden und schon gar nicht als repräsentativ für die gesamte Kunst der jeweiligen Gattung gelten. Wie ist es denn möglich, dass die Zauberkunst, von der wir Zauberer wissen wie vielgestaltig, kreativ, überraschend, rührend, fesselnd, faszinierend und inspirierend sie sein kann, in der allgemeinen Wahrnehmung so verengt wird auf Topoi, die zum Teil eben schon mal ein Jahrhundert oder mehr auf dem Puckel haben? Wer es weiß, schreibe mir eine eMail, ich weiß es nicht ...
Erst unlängst war ich gebeten worden, das Gemeindefest der evangelischen Nazarethgemeinde table-hoppend zu begleiten und ich bin dort wieder auf diese Einstellung gestoßen. Nichts das man nicht mit einem Lächeln und einem Scherz schnell überspielen hätte können, aber ich war doch mal wieder überrascht, wo ich es eigentlich nicht hätte sein dürfen.
P.S.: Soweit es mich angeht, sind romantische Kompostitionen und impressionistische Malerei absolute Höhepunkte der Musik und der bildenden Kunst. Die modernen Erzeugnisse der jeweiligen Kunstrichtung bewerte ich eher nach dem Motto: "Ich verstehe es nicht und es ist kein Bauzaun drumherum: Das muss Kunst sein ...".
Das ist für mich zwar einerseits toll, denn es bedeutet, dass die Messlatte niedrig liegt und nicht die Gefahr besteht mit einem richtig guten Kollegen verglichen zu werden. Aber es bedeutet auch, dass viele Menschen zum Teil uralte Klischees pflegen, was unsere Kunst angeht. Jeder Zauberer, mindestens mal, wenn er Mitglied im Magischen Zirkel ist, weiß natürlich, dass die elegante Abendkleidung der Zauberer auf Jean Eugène Robert-Houdin zurückgeht, der der Zauberei als Kunst den Geruch der gemeinen Jahrmarktsunterhaltung nehmen wollte, aber der gute Mann ist bereits 1871 gestorben! Zum Vergleich: 1871 wurde impressionistisch gemalt und romantisch komponiert, beides Kunststile die "ancient history" sind, beides Kunststile, die noch geschätzt werden, aber beide nicht mehr praktiziert werden und schon gar nicht als repräsentativ für die gesamte Kunst der jeweiligen Gattung gelten. Wie ist es denn möglich, dass die Zauberkunst, von der wir Zauberer wissen wie vielgestaltig, kreativ, überraschend, rührend, fesselnd, faszinierend und inspirierend sie sein kann, in der allgemeinen Wahrnehmung so verengt wird auf Topoi, die zum Teil eben schon mal ein Jahrhundert oder mehr auf dem Puckel haben? Wer es weiß, schreibe mir eine eMail, ich weiß es nicht ...
Erst unlängst war ich gebeten worden, das Gemeindefest der evangelischen Nazarethgemeinde table-hoppend zu begleiten und ich bin dort wieder auf diese Einstellung gestoßen. Nichts das man nicht mit einem Lächeln und einem Scherz schnell überspielen hätte können, aber ich war doch mal wieder überrascht, wo ich es eigentlich nicht hätte sein dürfen.
P.S.: Soweit es mich angeht, sind romantische Kompostitionen und impressionistische Malerei absolute Höhepunkte der Musik und der bildenden Kunst. Die modernen Erzeugnisse der jeweiligen Kunstrichtung bewerte ich eher nach dem Motto: "Ich verstehe es nicht und es ist kein Bauzaun drumherum: Das muss Kunst sein ...".