Men in Black

(25. Oktober 2018) Schwarzer, dreiteiliger Anzug, schwarze Krawatte, schwarze Schuhe, adrette Frisur: Dem Mann macht in Sachen Stil niemand etwas vor. Die Rede ist von Samuel Lenz, der in der Alte Liebe in Frankfurt-Sachsenhausen, einer wirklich coolen Kneipe, sein neues Progamm namens MINDMAGIC spielt. Ich hatte mir und meiner Frau Karten zur Premiere geschenkt. Ich sag' mal so: Gut angelegtes Geld, das hat Spaß gemacht.
Wer mich ein wenig kennt, der weiss, dass Mentalmagie nicht so mein Ding ist. Wenn ich es denn mache, dann mit einem sehr starken Augenzwinkern und häufig auch schon fast als Parodie. So ähnlich präsentiert Samuel, mit dem auf der Bühne zu stehen ich schon das Vergnügen hatte (siehe hier), das auch. An einer Stelle sagt er sogar expressis verbis: "Ich habe natürlich keine übernatürlichen Fähigkeiten." Find' ich gut ...
Die Show für ein Publikum von ca. 60 Leuten - damit ist die Kneipe rappeldicke voll - ist ziemlich flott, es kommt keine Langeweile auf. Ganz im Gegenteil, ich als alter Sack würde mir manchmal etwas mehr Ruhe  wünschen, denn auch der jungenhafte Charme von Samuel gleicht manchmal die flummihafte Choreographie im Stile eines frühen Michael Mittermeier nicht aus. Vielleicht ist da die eine oder andere Geschwindigkeitsübertretung auch dem Premierenfieber geschuldet. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Das ist Jammern auf hohem Niveau und dem Publikum gefällt es eindeutig sehr gut! Mit gefällt gut, dass mit vielen verschiedenen Requisiten gezaubert wird, es bleibt nicht bei Variationen der replizierten Zeichnung oder der erratenen - äähh, Verzeihung - gedankengelesenen Spielkarte. Schön ist auch, dass das Publikum bei jeder sich bietenden Gelegenheit eingebunden wird - und immer als "Held" mit einem Applaus von der Bühne geht. Dabei ist dann nicht alles lupenreine Mentalmagie, manches kommt aus dem durchaus reichhaltigen Repertoire des klassischen Zauberns, es wird lediglich mentalmagisch umgedeutet, wie zum Beispiel eine Entfesselungsnummer. Während zweier Nummern wird übrigens gesungen: Das habe ich so auch noch nicht gesehen, oder besser gesagt: nicht gehört.
Das kurze Vorprogramm spielt übrigens Amedeo Velluso und auch das ist wirklich sehenswert und es wäre noch sehenswerter, wenn es nicht schon wieder vorbei wäre, kaum dass man sich an den gepflegten Dreitagebart und die akurate Garderobe auf der Bühne gewöhnt hat. Less is not always more ...
Unter'm Strich: Schöne Show, sehenswert, hingehen - die weiteren Termine und Orte sind hier zu finden!

Es gibt nur eines, was mich wirklich nervt: Aus angekündigten 20 Minuten Pause werden einer technischen Störung wegen ca. 40 Minuten. Die Natur dieser Störung erschließt sich dem Publikum nicht, die Show geht nach der Pause anscheinend nahtlos weiter, das Licht leuchtet, das Mikrofon mikrophont. Wähend eines Donnerstagabends ist das für die werktätige Bevölkerung, die am nächsten Morgen wieder früh raus muss, echt hart ...